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Internationales Symposium für Informationswissenschaft (ISI) an der HTW Chur von Thomas Mandl


Mit der neunten ISI-Tagung, die vom 6.10. bis zum 8.10 in Chur stattfand, ist die Informationswissenschaft endgültig in der Schweiz angekommen. Nach der jahrelangen Aufbauleistung zur Etablierung von Studiengängen in Chur und Genf folgte nun also auch die informationswissenschaftliche Fachtagung für den deutschsprachigen Raum dem Ruf in die Alpenrepublik und wurde dort erstmals ausgerichtet. Es ist zu erwarten, dass sich diese erfreuliche Entwicklung noch fortsetzt und verstetigt. Zumindest die hohe Teilnehmerzahl und der bemerkenswerte Anteil Schweizer Besucher geben Anlass zu dieser Erwartung.

Die Tagungsorganisation der ISI bestätigte alle Vorurteile über die Schweiz und lief wie ein Uhrwerk. Der Tagungsband ist in der Schriftenreihe des Hochschulverbands Informationswissenschaft (HI) beim Universitätsverlag Konstanz (www.uvk.de) erschienen. Im Rahmen der Tagung fand auch die Mitgliederversammlung des HI statt, in der Marc Rittberger von der HEG Genf zum neuen Vorsitzenden gewählt wurde.

Eingeladene Vorträge

Die vier eingeladenen Redner boten ein breites Sektrum und lösten das Tagungsmotto „Information zwischen Kultur und Marktwirtschaft“ in besonderer Weise ein. Das Thema wurde aus der Perspektive der Politik, der Bibliotheken, der interkulturellen Kommunikation und der Wirtschaft kompetent und kurzweilig beleuchtet.

Wissenschaftliches Programm

Die Bandbreite der Themen und der Methoden in der Informationswissenschaft und ihrer unterschiedlichen Ausrichtungen erzeugten ein Spannungsfeld, das immer wieder neu ausgelotet werden muss.

Information Retrieval-Themen haben traditionell ihren Platz auf der ISI. Michael Kluck vom Informationszentrum Sozialwissenschaften in Bonn berichtete von neueren Entwicklungen bei der GIRT Testdatenbank, die eine sehr wertvolle Ressource darstellt und im Rahmen des europäischen Cross Language Evaluation Forum (CLEF) Einsatz findet. Joachim Griesbaum von der Universität Konstanz interpretierte aktuelle Tendenzen zur Ergänzung der Funktionalität bei Suchmaschinen im Internet. Eine empirische Analyse der Möglichkeiten zur Angabe des Datums bei Suchmaschinen präsentierte Dirk Lewandowski von der Universität Düsseldorf. Robert Strötgen von der Universität Hildesheim berichtete über Weiterentwicklungen im Projekt ASEMOS bei der Übersetzung zwischen Ontologien und Freitexttermen zur Verbesserung der Rechercheergebnisse in heterogenen Digitalen Bibliotheken.

Das Thema Retrieval stellte Christian Wolff von der Universität Regensburg in den größeren Kontext des Dokumentenmanagement. Er stellte ein umfassendes System für die Analyse, die Visualisierung und den Zugriff auf Text-Dokumente vor.

Hagen Engelmann vom Fraunhofer Institut für Integrierte Publikations- und Informationssysteme berichtete von der Realisierung eines Beratungssystems auf Basis eines Dialogmodells. Für die Implementierung wurde auf vorhandene Technologie wie Chatterbots und die Artificial Intelligence Modelling Language (AIML) zurückgegriffen.

Eine Anwendung mobile Informationssysteme in Australien hat Christopher Lueg von der Charles Darwin University in Australien entwickelt. Sein System überspielt Busfahrpläne von kleinen Stationen an abgelegenen Haltestellen auf das Mobiltelefon des Benutzers.

Elisabeth Milchrahm von der Karl-Franzens-Universität in Graz untersuchte Stellenanzeigen zum Wissensmanagement aus amerikanischen Online-Jobbörsen. Die Uneinheitlichkeit und schnellen Änderungen der Terminologie sorgen bei Suchenden für Probleme, stellen aber auch die Entwickler neuer Curricula vor Herausforderungen.

Ein sehr ambitioniertes Projekt an der Schnittstelle zwischen Informationswissenschaft und Informatik stellte Ralph Kölle von der Universität Hildesheim vor. In verteilten Programmierteams sollen fehlende Rollen durch Software-Intervention ergänzt werden. Joachim Griesbaum und Wolfgang Semar von der Universität Konstanz ergänzten diese Sektion zum informationswissenschaftlich basierten Einsatz von E-Learning Komponenten in der Ausbildung. Griesbaum berichtete von Erfahrungen bei einer Lehrveranstaltung im Konstanzer K3-System (Kollaboration, Kommunikation, Kompetenz), das kollaborative Bearbeitung der Inhalte und begleitende Evaluierung ins Zentrum rückt. Semar besprach die Anreizsysteme zur Aufrechterhaltung der Motivation in K3.

Das Programm wurde abgerundet durch eine Podiumsdiskussion und eine Sektion zu aktuellen Entwicklungen beim Urheberrecht.

Gerhard Lustig Preis

Seit langem hat nicht nur die studentische Teilnahme an der ISI Tradition, vielmehr stellt auch die Auswahl der besten studentischen Abschlussarbeiten der letzten zwei Jahre einen Höhepunkt dar. Dieser Programmteil wird immer gut besucht und viel diskutiert. Die Qualität der studentischen Beiträge war auch in Chur wieder sehr hoch und zeigte das breite Spektrum der Ausbildung. Den ersten Platz belegte Tobias Müller mit einer Arbeit im Rahmen des K3-Systems der Universität Konstanz. Den zweiten Platz erreichte die Vertreterin der Universität Regensburg, Susanne Mühlbacher die eine Arbeit im Rahmen von Fahrerassistenzsystemen vorstellte. Den dritten Platz vergab die Jury an Pia Schnetzler vom Studiengang Internationales Informationsmanagement der Universität Hildesheim, die Systeme zur Eigennamenerkennung im multilingualen Information Retrieval evaluiert hatte. Die Preisgelder in Höhe von insgesamt 1000.- Schweizer Franken hatte die Firma Eurospider gespendet und von deren Gründer und Leiter, Peter Schäuble überreicht.

Social Event

Ein Höhepunkt der ISI war der Gesellschaftsabend und dies nicht nur wegen der dort präsentierten Alphörner. Vor der Verleihung des Gerhard-Lustig-Preises an die Nachwuchsgeneration wurden zwei Lichtgestalten der Informationswissenschaft zum 60ten Geburtstag geehrt. Für Rainer Kuhlen hatte bereits im Sommer ein Festsymposium stattgefunden, auf dem die ihm gewidmete Festschrift überreicht worden war. Aber auch auf der ISI wurde der Anlass noch gewürdigt und Wolfgang Semar, der Betreuer der HI-Schriftreihe, überreichte Rainer Kuhlen das erste Exemplar seines neuen Buches zur Informationsethik. Die Ehrung von Jürgen Krause übernahm Christian Wolff. Nach einer kurzen Darstellung des Lebenslaufs übergab er dem Jubiliar das erste Exemplar einer Festschrift, die in der HI-Reihe beim UVK erscheinen wird und von Maximilian Eibl, Christian Wolff und Christa Womser-Hacker herausgegeben wird. Jürgen Krause sprach in seinem Dankeswort die ihn prägende sogenannte 68er Generation an, die unter anderem Festschriften vehement ablehnte. Allerdings habe er seine Einstellung mittlerweile in vielen Bereichen relativiert und freue sich nun sehr über die Ehrung durch eine ebensolche Festschrift.

Nach einer durchweg gelungenen Veranstaltung plant man gern bereits den Besuch der Folge-Konferenz. Die nächste ISI richtet im Herbst 2006 die Fachhochschule Köln aus.

© Ressi, no.1, janvier 2005, ISSN 1661-1802, tous droits réservés Retour en haut de la page

Date de création : 10.01.2005
Date de dernière mise à jour : 10.01.2005