RESEARCH DATA MANAGEMENT

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Modul 4-3

Publikation

„Publish or Perish“ – das ist das Mantra der akademischen Forschung.

Dabei beschränkt sich die Publikation wissenschaftlicher Ergebnisse immer noch zu einem sehr grossen Teil auf Monographien, Sammelbände, Zeitschriftenartikel und Proceedings von Konferenzen. Aber was ist mit den Daten? Wie oder in welcher Form können diese publiziert werden?

All cartoons courtesyof JørgenStamp,
Digitalbevaring.dk.CC BY 2.5.

  35 min

Lernziele

In diesem Modul lernen Sie

  • welche Formen Daten im Zusammenhang mit Publikationen annehmen,
  • was ein Data Paper ist, sowie
  • welche Mehrwerte die Publikation eines Data Papers mit sich bringt.

SCENARIO

Ursina ist Biologin und hat soeben Ihre Dissertation im Bereich mariner Biodiversität an einer eidgenössischen Hochschule der Schweiz abgeschlossen. Unmittelbar nach Abgabe der Arbeit hat sie Ihre Daten auf PANGAEA, einem Repositorium für Daten der Geo- und Biowissenschaften abgelegt. Sie überlegt jetzt, wie sie die gewonnenen Datenquellen gezielt im Rahmen einer gesonderten Publikation bekannt machen kann, um eine weitere Nutzung zu vereinfachen.

Folie 1

In diesem Modul geht es um die Publikation von Forschungsdaten.

Zunächst wollen wir uns aber noch einmal den Weg der Daten von der Erzeugung bis zur klassischen akademischen Publikation anschauen.

Folie 2

Alles beginnt mit den Rohdaten (RD)

Diese müssen meistens bearbeitet werden, damit sie (wieder-)verwendet werden können.  Dann spricht man von den bereinigten Daten oder «tidy data» im Englischen (TD).

Im Idealfall sollten beide Datensätze erhalten bleiben und ein Codebook mit Anleitung (Recipe) existieren, das den Weg vom Roh- zum bereinigten Datensatz beschreibt.

Im weiteren Verlauf des Forschungsdatenzyklus entstehen dann eine Regel von Metadaten, die den Datensatz formal und inhaltlich bescheiben.

Das klassische wissenschaftliche Paper (SP) erwähnt in der Regel die Daten nur am Rande und zitiert nur einige Daten, die zur erfolgreichen Bestätigung einer Hypothese geführt haben.

Eine Sonderstellung nimmt das Data Paper (DP) ein. Es beschreibt ausführlich den Datensatz und verweist auf die vollständig zugänglichen Datensätze oder enthält die Daten direkt. Letzteres ist nur dann möglich, wenn der Datensatz sehr klein ist.

Folie 3

Die Data Publication Pyramid gibt einen anderen und sehr kompakten Überblick über die Möglichkeit, Datensätze zu publizieren.

Die Rohdatensätze liegen meistens auf irgenwelchen Festplatten im Forschungsinstitut und sind in der Regel gar nicht publiziert.

Wenn die Daten zugänglich sind, bspw. in Repositorien (Datensammlungen) oder in strukturierten Datenbanken, besteht die Möglichkeit, Publikationen zu erstellen, die die Daten zum Inhalt haben, bspw. die bereits angesprochenen Data Papers. Es besteht auch die Möglichkeit, aus einem klassischen wissenschaftlichen Artikel auf die zugänglichen Daten zu referenzieren.

Im Falle von Weiterverarbeitungen oder Visualisierungen entstehen noch einmal neue Erläuterungen zu den sich weiter verändernden Daten.

In einigen Fällen, dies ist auch in einigen Data Papers der Fall, enthalten die Publikationen die Daten direkt.

Quelle: http://www.alliancepermanentaccess.org/wp-content/uploads/downloads/2011/11/ODE-ReportOnIntegrationOfDataAndPublications-1_1.pdf

Folie 4

Mit der zunehmenden Wichtigkeit von Forschungsdaten sind auch neue Formen der Publikationen entstanden, die sog. Data Papers.

In diesem Zusammenhang wurden sogar eigene Zeitschriften, die nur Data Papers enthalten, gegründet, sog. Data Journals.

Folie 5

Dabei ist von Interesse, dass die klassischen wissenschaftlichen Publikationen eine Reihe von Mankos aufweisen. Nosek und Bar-Anan (2012) fassen diese Mankos unter den Schlüsselbegriffen «No, Slow, Incomplete, Inaccurate und Unmodifiable» zusammen.

Folie 6

Wir geben Ihnen auf dieser Folie einige Erläuterungen zu diesen Schlüsselbegriffen.

Folie 7

Ein Instrument, um diesen Mankos entgegenzuwirken, sind Data Papers. Sie sind ein (von Suchmaschinen durchsuchbares) Metadatendokument, dass einen ausgewählten online zugänglichen Datensatz beschreibt, oder eine Gruppe von Datensätzen.

Data Papers müssen – wie herkömmliche Datensätze) – gewissen akademsichen Standards genügen.

Folie 8

Auf dieser Folie haben sie ein konzeptuelles Schema über das, was ein Data Paper ausmacht.

Data Papers sind wissenschaftliche Artikel.

Sie werden in Data Journals publiziert, die zur Kategorie der wissenschaftlichen Zeitschriften gehören.

Ein Data Paper beschreibt einen Datensatz und enthält auch einen Verweis auf die konkrete Quelle, d.h. das Repositorium, in dem die Datensätze publiziert werden.

Sowohl das Data Paper als auch der Datensatz haben (persistente) Identifikatoren und einen Inhalt, der über Metadaten beschrieben ist.

Quelle: http://fr.slideshare.net/MariekeGuy/the-rise-of-the-data-journal

Folie 10

Zur Illustration geben wir Ihnen Angaben zu einem Data Paper. Sie finden einen Link zum Paper auch in in der Rubrik «Look» dieses Moduls.

Nehmen Sie sich die Zeit, ein Data Paper genauer zu studieren.

Folie 11

Auf den folgenden Folien haben wir Ihnen die Mehrwerte von Data Papers einmal kurz und prägnant zusammengefasst.

Folie 13

Die letzten beiden Aspekte sind von besonderer Bedeutung. Mit der Publikation verbunden ist der Wunsch nach einer späteren Wiederauffindbarkeit.

Bei einer immer weiter ansteigenden Flut von online zugänglichen Daten können letztlich nur Suchmaschinen helfen, sie aufzufinden.

Auf Dauer werden dazu auch Recommender-Systeme benötigt, die nach Eingaben von Aussagen über die Forschungsfrage dabei helfen, Datensätze zu finden, auf denen die Forschungsarbeit aufbauen kann.

Folie 14

Data Papers können also dazu beitragen, die Mankos wissenschaftlicher Publikation zu beseitigen oder sie abzumildern.

LOOK

Beispiel „Data Paper“

Link auf ein Data Paper: http://openarchaeologydata.metajnl.com/articles/10.5334/joad.ac/

Wenn Sie diesem Link folgen, werden Sie zu einem Data Paper weitergeleitet, das für einen archäologischen Datensatz publiziert wurde. Wie Sie schnell sehen werden, handelt es sich um eine vollständige Publikation, die den Datensatz, die dafür angewandten Methoden und das Wiederverwendungspotential beschreibt. Das Data Paper enthält zudem auch Links zu den eigentlichen Daten, die in diesem Fall auf Zenodo unter CC-BY 3.0 publiziert wurden.

TAKEAWAYS

Takeaways

Forschungsdaten sind – je nach Phase des Forschungszyklus oder je nach Domäne des Datenkontinuums – immer wieder in andere Kontexte eingebettet und nehmen immer wieder andere Formen an.

Je nach Phase oder Domäne bieten sich auch immer wieder andere Publikationsformen an.

Eine gute Möglichkeit, Datensätze mit einer wissenschaftlichen Publikation direkt zu verbinden, sind Data Papers. Sie sind vollständige und zitierfähige wissenschaftliche Veröffentlichungen, die sich mit eher geringem Aufwand erstellen lassen.

Sie sind zugleich der logische Schritt nach der Ablage in einem mittelfristigen Repositorium.

Bitte zitieren als
SCHNEIDER, René. Modul 4-3: Publikation. In: MASTRANDREA, Elena, PRONGUÉ, Nicolas, SCHNEIDER, René und STETTLER, Niklaus, Kursbuch Forschungsdaten [online]. HTW Chur – HEG Genève, 2017. Verfügbar unter: https://campus.hesge.ch/researchdatamanagement/?page_id=667