Online Usability Test (auch Remote Usability Test)

 

Vorteile
Nachteile

Teilnehmer testen wann und wo sie wollen.

Der Teilnehmer kann nicht um Hilfe fragen.

Anonymität kann zu mehr Ehrlichkeit führen.

Es muss eine technische Infrastruktur und ein Grundwissen vorhanden sein

Auch schwer erreichbare Zielgruppen können miteinbezogen werden. Keine Blickregistrierung möglich

Beschreibung

Ein Online Usability Test unterscheidet sich vom herkömmlichen Usability Test darin, dass der Testleiter und der Testteilnehmer räumlich und/oder zeitlich voneinander getrennt sind. Dabei werden einem Teilnehmer Aufgaben mittels eines Tools gestellt, die er mithilfe eines Webservices zu lösen versucht. Man unterscheidet dabei zwischen zwei verschiedenen Gruppen von Online Tests, dem asynchronen sowie dem synchronen. Bei einem asynchronen Test füllt der Teilnehmer den Test mit der automatischen Software selbständig durch und ist zeitlich vom Testleiter getrennt. Bei einem synchronen Test sind sowohl der Testleiter wie auch der Teilnehmer gleichzeitig online, aber örtlich voneinander getrennt.

Anwendung digitale Bibliothek

Diese Methode bietet sich im bibliothekarischen Rahmen an, um neue Websiten, oder aber neu hinzugefügte Online Services, wie beispielsweise Facettennavigationen oder Katalogsuchen zu testen.

Da die Tools in der Regel nicht allzu teuer und einfach zu benutzen sind sowie viele der Analysen von den Webserives selbst automatisch ausgeführt werden, kann ein Online Usability Test eine Alternative zum herkömmlichen Usability Test sein. Im Idealfall sind ein herkömmlicher und ein Online Usability Test zu empfehlen. Dennoch ist es von Vorteil, wenn ein Usability-Experte den Ablauf begleitet.

Da gerade Bibliotheken in der Regel kaum übrigbleibende finanzielle Ressourcen haben, sollte das Augenmerk auch auf kreative Lösungen gelegt werden. Unter diesem Link findet sich dazu ein interessanter Artikel als Beispiel für einem Remote-Test, welcher mit dem Online-Survey Tool "Surveymonkey" durchgeführt wurde. Das Tool ist nicht für Remote Tests vorgesehen, sondern für Online Surveys, bietet sich aber dadurch an, dass es gratis zur Verfügung steht.

http://www.emeraldinsight.com/journals.htm?articleid=1949303

Wie gehts?

Die Vorbereitung (hier wird vom asynchronen Usability Test gesprochen) ist vergleichbar mit derjenigen des herkömmlichen Usability Tests. Der Testleiter macht sich mit dem zu testenden Objekt vertraut und kreiert den Testablauf inklusive Aufgaben und demographische Fragen. Nachdem er diese in das ausgewählte Tool eingegeben sowie Pretests durchgeführt hat, kann er Testpersonen einladen. Dies kann beispielsweise mit einem Pop-Up-Kästchen auf der zu testenden Website oder aber per Mail stattfinden. Testpersonen sollten möglichst der Zielgruppe entsprechend rekrutiert werden.

In einem weiteren Schritt führen die Testpersonen den Test durch. Es ist von Vorteil, wenn eine gewisse Zeitspanne bestimmt wird, während welcher der Test geöffnet ist. Sobald diese abgelaufen ist, kann sich der Testleiter an die Auswertung der Daten machen. In der Regel führen die Tools bereits einige Analysen selbst durch, dennoch ist es notwendig, dass der Testleiter die Resultate ebenfalls analysiert.

Wie bei einem herkömmlichen Usability Test werden auch hier die Probleme priorisiert und können mittels eines Berichtes oder eines Workshops kompakt dargestellt werden.

Nützliche Tools (Auswahl)

Unter folgender Adresse befindet sich eine praktische Übersicht der wichtigsten Tools:

www.remoteresear.ch

 

Loop11

Loop11 ermöglicht die komplette Planung, Durchführung und Analyse eines asynchronen Remote Usability Tests. Das Tool ist sehr benutzerfreundlich und einfach handzuhaben. Für Schulen und Universitäten oder NPOs existiert eine beinahe kostenlose Version.

 

Usabilla

Dieses Tool überzeugt vor allem mit der Möglichkeit, sowohl asynchrone (Usabilla Survey), wie auch synchrone Tests (Usabilla Live) durchzuführen. Ein 14-Tage Demo-Abonnement ist gratis. Bereits für 49$ im Monat kann ein vollfunktionierendes Abonnement erworben werden. Auch hier gibt es interessante Deals für NPOs.

 

BagelHint

BagelHint ermöglicht Feedbacks von den Benutzern betreffend Design-Umsetzungen oder aber auch Navigationsaufgaben. Dabei wird mittels von Printscreens analysiert, wohin ein Benutzer klickt, welches Design er eher bevorzugt und an was er sich bei einem Design erinnert. Bereits für 19$ im Monat und mit der Möglichkeit, den Vertrag jederzeit zu kündigen, ist das Tool sehr empfehlenswert.

 

Concept Feedback ConceptFeedback basiert auf einer Community im Bereich von Benutzerfreundlichkeit. Es werden Design-Fragen an die Community gestellt werden und diese einem ein konstruktives Feedback zur Verbesserung gibt. Der Service ist kostenlos, wobei erwartet wird, dass man an der Community teilnimmt.

 

Weiterführende Literatur

Bolt, Nate (2009). Remote Usability Testing. Remote Research [online]. [Accessed 12 June 2013]. Available from: http://remoteresear.ch/

Bolt, Nate, Tulathimutte, Tony (2010). Remote Research. New York, Rosenfeld Media LLC, 2010

Eckert, A. (2008). Social Software und Usability: Ein empirischer Vergleich der Usability-Testmethoden Labortest, synchroner Remote Test und asynchroner Remote Test im Anwendungsbereich des Web 2.0. Universität Hildesheim, Magisterarbeit im Studiengang IIM.

Greifeneder, E. (2012). Does it matter where we test? Online user studies in digital libraries in natural environments. Humboldt Universität Berlin, IBI: Dissertation.

Symonds, E. (2011). A practical application of SurveyMonkey as a remote usability-testing tool, Library Hi Tech, Vol. 29 (3), S. 436-445. Verfügbar unter http://www.emeraldinsight.com/journals.htm?articleid=1949303  (Letzter zugriff 09.07.2014).

Tomlin, C.W. (2009). 24 Usability Testing Tools. Verfügbar unter http://www.usefulusability.com/24-usability-testing-tools/ (Letzter Zugriff 09.07.2014).